Vor zehn Jahren löste ein gewaltiges Seebeben in Japan eine nukleare Katastrophe aus. Die Börsen sackten ab – weltweit. Was Anlegerinnen und Anleger daraus lernen können.
Die Katastrophe von Fukushima war verheerend, ihre Folgen dramatisch und allgegenwärtig: Vor zehn Jahren, am 11. März 2011, löste ein Seebeben vor der Küste Japans gewaltige Tsunamis aus. Mehr als 19.000 Menschen starben, als die Wassermassen auf das Festland trafen; ganze Städte wurden zerstört. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi kam es zum GAU: Mehrere Kernreaktoren wurden zerstört und radioaktives Material freigesetzt. Noch immer sind große Landstriche unbewohnbar. Mehr als 100.000 Menschen verloren ihre Heimat.
An den Börsen sackten die Kurse damals ab, zumindest kurzzeitig. Der japanische Leitindex Nikkei verlor binnen weniger Handelstage knapp 20 Prozent. In Europa fielen die Kurse, gemessen am Euro Stoxx 50, in derselben Zeit um etwa sieben Prozent. Die Sorge, das Atomunglück könnte die japanische Volkwirtschaft – und angesichts ihrer Bedeutung auch die Weltkonjunktur – langfristig belasten, war groß. Zumindest für den Moment.
In Deutschland bekamen vor allem die Versorger das Beben zu spüren. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte genug von der Atomkraft, deren systemimmanenten Risiken – und leitete den Atomausstieg ein. Ihre „Energiewende“ entzog den betroffenen Unternehmen große Teile ihrer Geschäftsgrundlage.
Das spiegeln die Aktienkurse der Versorger teilweise noch heute wider - und lehrt Anleger, bei der Aktienauswahl von Unternehmen vorsichtig zu sein, deren Geschäftsmodelle zu sehr vom Wohl und Wehe politischer Entscheidungen abhängen und deren Produkt- und Dienstleistungsangebot nicht ausreichend diversifiziert ist, wie es zumindest damals bei diesen Unternehmen war.
Während die Auswirkungen auf die Menschen in der Region, ihr ökologisches Umfeld, verheerend waren und immer noch sind, waren die ökonomischen Sorgen schon bald verflogen. Die Aktienkurse berappelten sich innerhalb kurzer Zeit. Der „Schwarze Schwan“ als Sinnbild eines höchst unwahrscheinlichen, aber umso zerstörerischen Ereignisses flog zeitig davon. Beinahe so schnell und überraschend, wie er gekommen war. Wobei Fukushima wohl eher ein „Grauer Schwan“ war; musste doch spätestens seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl im Frühjahr 1986 allen klar gewesen sein, dass die Erzeugung von Atomstrom nicht ohne Risiken ist.
Dennoch hat Fukushima Anlegern gezeigt: Börsencrashs lassen sich niemals timen, auch wenn mancher Untergangsprophet etwas anderes behaupten mag. Der verheerende Vulkanausbruch, ein Meteoriteneinschlag, das große Erdbeben – all das kann, all das wird vermutlich irgendwann passieren. In 10.000 Jahren, vielleicht auch schon in zwei. Humanitäre und damit auch ökonomische Katastrophen, allesamt. Diese Unsicherheit, auf neudeutsch „Eventrisiko“, sollte aber niemals eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie bestimmen.
Während meines Geographiestudiums in den 1980er-Jahren haben uns die Professoren immer vor einem Super-Erdbeben in Kalifornien gewarnt. In den späten 1960er-Jahren hatten Wissenschaftler erkannt, dass die San-Andreas-Verwerfung, die sich über gut 1.300 km von Nord nach Süd durch Kalifornien zieht, die Grenze zweier Kontinentalplatten ist und Erdbeben dort unvermeidlich sind. Nach dieser Erkenntnis stellt sich für die Menschen in der Region also nicht mehr die Frage, ob, sondern wann es zum nächsten Mega-Erdbeben kommen wird. Und wenn es kommt, bricht natürlich im Silicon Valley alles zusammen. Und damit auch die Börsen.
Wenn wir aber in all den Jahren nicht dort investiert hätten, wäre das gewiss nicht im Sinne unserer Anleger gewesen. Noch steht Silicon Valley!
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