Die Notenbanken kämpfen gegen die Inflation und ziehen die Zinsen hoch. Was wenn sie scheitern? Dann zeigt sich der wahre Wert von Gold.
Sollten die Notenbanken es schaffen, die Inflation einzufangen und nachhaltig in Richtung ihres Zwei-Prozent-Ziels zu bringen, gäbe es kaum stichhaltige Gründe für eine Goldanlage. Dies gilt zumindest für Dollar-Anleger, die inflationsgeschützte Anleihen mit fast zwei Prozent Rendite kaufen können.
Ob die Notenbanken den Kampf gegen die Inflation gewinnen werden, ist aber keineswegs sicher. Sollten die langfristigen Inflationserwartungen der Menschen und damit auch die Lohnabschlüsse moderat bleiben, kann dies gelingen. Bleibt die Inflation allerdings noch bis weit ins nächste Jahr sehr hoch, weil umfassende Hilfspakete den energiepreisbedingten Kaufkraftverlust abfedern, wird es schwierig, das Narrativ einer erfolgreichen Inflationsbekämpfung durch höhere Zinsen aufrecht zu halten. Dies gilt vor allem dann, wenn der Zinsanstieg zu Kollateralschäden führt wie zuletzt in Großbritannien.
Wenn sich abzeichnet, dass die Geldpolitik in einer Phase importierter Inflation und hoher Verschuldung an ihre Grenzen stößt und die Notenbanken ihren Kampf gegen die Inflation nur mit stumpfen Schwertern führen können, wird auch das Vertrauen der Menschen in den Wert des Geldes leiden. Die Schwäche des britischen Pfund, aber auch des Yen und Euro spiegeln bereits einen beginnenden Glaubwürdigkeitsverlust wider (vgl. Grafik).
In Großbritannien kämpft die Notenbank gegen eine schuldenfinanzierte, expansive Fiskalpolitik , in Japan gegen eine aus dem Ruder gelaufene Verschuldung und in der Eurozone mit dem eigenen Versprechen, den Euro zusammenzuhalten – „whatever it takes“. Das Schwert der US-Notenbank ist schärfer. Die Zinsen konnten bereits deutlich angehoben werden, die Wirtschaft ist noch in guter Verfassung und die geo-politische Lage besser als die von Europa oder Japan.
Doch ob die US-Notenbank im Alleingang die Fiat- Währungen der Welt verteidigen kann, ist fraglich. Der starke US-Dollar wird zunehmend zu einer Belastung für die US-Wirtschaft und für in Dollar verschuldete Schwellenländer . Der US-Immobilienmarkt beginnt unter den hohen Hypothekenzinsen zu ächzen und die für die Altersversorge so wichtigen Ersparnisse der US-Bürger beginnen zu schmelzen.
Deshalb muss auch die US-Notenbank darauf achten, die Zinsschraube nicht zu überdrehen. Dann wäre der Job zwar erledigt, sprich die Operation gelungen, der Patient aber tot. Insofern ist auch der Spielraum der US-Fed begrenzt und für den zurzeit als Stabilitätsanker dienenden US-Dollar gilt seit der Abschaffung der Golddeckung bekanntlich nur noch „in God we trust“. Dann würde Gold, wie so oft in der Geschichte, wieder als Währung der letzten Instanz gelten.
Anleger sollten wissen: Sollten die Notenbanken den Kampf gegen die Inflation verlieren, weil sie gezwungen werden, ihre Zinserhöhungen früher als notwendig einzustellen, droht ein Vertrauensverlust. Die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes könnte dann infrage gestellt werden. In diesem Fall würde Gold als Währung der letzten Instanz stark gegenüber den unter Kaufkraftschwund leidenden Papierwährungen aufwerten.
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