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Geldanlage
4 Minuten

Von der Zinswende profitieren

- Lars Conrad

Die großen Notenbanken haben einen Kurswechsel vollzogen und senken ihre Zinsen. Anlegerinnen und Anleger sollten die Chance nutzen – bei einigen Sparprodukten aber vorsichtig sein.

Die Zinswende ist geschafft. In einem Umfeld sinkender Inflation und teils schwächerer Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten reduzieren die großen Notenbanken nun ihre Leitzinsen. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ging es in zwei Schritten im Juni, September und Oktober um jeweils 25 Basispunkte (BP) runter.

Spektakulärer verlief die Wende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die ihre Sätze nach vier Jahren erstmals im September um 50 Basispunkte auf 4,75 Prozent bis 5,0 Prozent (Federal Funds Target Range) senkte.

Für Fed-Präsident Jerome Powell rückte die Funktion der Fed als ultimative „Feuerversicherung“ in den Fokus: Ein möglicher Flächenbrand soll, etwa mit Blick auf das Wirtschaftswachstum und den Arbeitsmarkt, möglichst im Keim erstickt werden. Die wichtigste Notenbank der Welt übernimmt so eine Rolle, die wir aus den vergangenen Krisen nur zu gut kennen.

Auch wenn die Zentralbanken weiterhin datenabhängig agieren und es keinen vordefinierten geldpolitischen Pfad gibt: Die Sehnsucht nach „Normalität“ bleibt groß. Am US-Anleihemarkt sind längst weitere Zinssenkungen der Fed eingepreist. Und in der Eurozone? Hier sank die Inflation im September auf 1,8 Prozent – unter die selbst gesetzte Marke von zwei Prozent. Auch wenn die Kerninflation mit 2,8 Prozent noch immer zu hoch ist, sprechen neben der sinkenden Inflation zunehmend schwache Wirtschaftsdaten für einen Tempowechsel – hin zu mehr und früheren Zinssenkungen.

Beide großen Notenbanken dürften ihre Zinsen bald weiter senken – aber aus verschiedenen Gründen. Die EZB wird vor allem vom schwachen Wirtschaftswachstum getrieben, während die Fed in der komfortableren Situation ist, sich nun vorrangig um den Arbeitsmarkt kümmern zu können, da sich das Inflationsmomentum (durch ihr beherztes Eingreifen) vorerst ausreichend abgekühlt hat.

Zinsschwund bei beliebten Sparprodukten

Nicht nur für Geldpolitiker, auch für Anlegerinnen und Anleger bietet das aktuelle Zinsumfeld einige Herausforderungen. Das gilt aus unserer Sicht etwa für klassische Sparer, die auf Tages- und Festgelder oder Geldmarktprodukte setzen.

Da wäre etwa das Thema mit den Laufzeiten. Die Zinsstrukturkurve in den USA hat sich zwischenzeitlich weitgehend normalisiert, was nichts anderes bedeutet, als dass Anleihen mit langen Laufzeiten höher rentieren als ihre Pendants mit kurzen Laufzeiten. Auch in anderen Ländern gibt es diesen Trend zu einer Normalisierung des Zinsmarktes.

Grundsätzlich sollten Bonds mit langen Laufzeiten höher rentieren als Kurzläufer, Geldgeber werden für ihre Geduld entlohnt. In Zeiten einer aktiven Notenbankpolitik kann sich die Situation aber ändern. Etwa wenn der Markt wie in der jüngsten Inflationsphase mit temporären Zinserhöhungen (und absehbaren Senkungen in der Zukunft) rechnet.

Für Sparer sind sinkende Zinsen eine schlechte Nachricht. Viele Banken dürften ihre Sätze bei Festgeldern mit kürzeren Laufzeiten senken. Festgeld-Sparern droht am Ende der Laufzeit ein „Roll-Risiko“, also deutlich schlechtere Konditionen bei Neuanlagen in der Zukunft.

Gleichfalls dürften die Zinsen für variable Sparprodukte wie Tagesgelder zeitnah sinken, ebenso bei vielen Geldmarktfonds. Ob bei diesen Produkten nach der Inflation langfristig ein realer Werterhalt möglich ist, wird sich zeigen.

Unattraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis

Auch sogenannte „Laufzeitfonds“, die feste Renditeziele für definierte Laufzeiten anstreben und in den vergangenen Jahren stark nachgefragt wurden, sind von der aktuellen Situation betroffen. Insbesondere Papiere mit Laufzeiten von 2027 bis 2029 erscheinen unseres Erachtens überbewertet. Die Kreditrisikoaufschläge für Anleihen von Emittenten schwächerer Bonität sanken zuletzt auf historisch niedrige Sätze. Dies führt dazu, dass das Risiko-Ertrags-Verhältnis dieser Anlagen zunehmend unattraktiv wird.

Und nicht nur im High-Yield-Segment zeigte sich zuletzt diese Dynamik. Auch die Renditedifferenzen zwischen Anleihen mittlerer und hoher Bonität schrumpften zuletzt, was nichts anderes bedeutet, als dass hochqualitative Anleihen im Verhältnis günstiger erscheinen als Titel mittlerer Qualität.

Solche weniger chancenreiche Titel finden sich aber immer noch häufig in den Portfolien vieler Laufzeitfonds. Um die vor längerer Zeit gegebenen Renditeversprechen zu erfüllen, werden Bonds wegen berechenbarer Kuponrenditen oftmals bis zum Laufzeitende gehalten, ohne von Kursbewegungen am Markt zu profitieren. Aktuelle Renditechancen bleiben so ungenutzt.

Die bessere Wahl

Die Beispiele zeigen: Nur mit der richtigen Anlagestrategie lassen sich alle Möglichkeiten, die der Zinsmarkt bietet, in einem sich ständig verändernden Umfeld nutzen. In volatilen Märkten ist Flexibilität für den Anlageerfolg unerlässlich. Das ist zumindest unsere Überzeugung; nicht umsonst hat unser Bond-Team den gängigen Begriff „Fixed Income“ in „Active Income“ umgetauft.

Tatsächlich spricht aktuell vieles dafür, zumindest einen Teil des Vermögens mit der richtigen Strategie in ein Bond-Portfolio zu investieren:

  • Trotz des Rückgangs seit Anfang des Jahres sind die Einstandsrenditen aktuell weiterhin auskömmlich. Zudem bestehen gute Chancen auf Wertzuwächse bei steigenden Kursen, etwa wenn sich die Volkswirtschaften deutlich(er) abkühlen und die Notenbanken bei ihren Zinssenkungen mehr Tempo machen. Treiber könnten etwa ein schwächerer US-Arbeitsmarkt, die lahme Konjunktur in Deutschland (der größten Volkswirtschaft in der Eurozone) oder China (der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt) sein.
     
  • Die aktuell (noch) offerierten Kuponrenditen bieten weiterhin einen gewissen Inflationsschutz und tragen gleichzeitig zur Stabilität gemischter Portfolios bei (besonders in turbulenten Phasen an den Aktienmärkten).
     
  • Aktives Management bietet antizyklische Chancen. Zumindest wenn Duration und Kreditqualität kontinuierlich an das aktuelle Risiko-Ertrags-Verhältnis angepasst werden. Unsere beiden Anleihefonds hatten zuletzt etwa einen Fokus auf Staatsanleihen, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen guter Bonität.

Letztlich gilt bei jeder Investitionsentscheidung immer die Regel: Den besten Fonds für alle gibt es nicht. Es geht immer auch darum, welche Schwankungen Anleger akzeptieren möchten (oder können).

Wir von Flossbach von Storch bieten neben unseren Multi-Asset- und Aktienfonds zwei Anleihefonds für verschiedene Kundengruppen an (Details: Siehe Factsheets).

Der Flossbach von Storch - Bond Opportunities 2024.09.30 DE - FvS - Bond Opportunities - R - Factsheet - DE (flossbachvonstorch.de) richtet sich vor allem an chancenorientierte Anleger, der Flossbach von Storch - Bond Defensive 2024.09.30 DE - FvS - Bond Defensive - R - Factsheet - DE (flossbachvonstorch.de) an vorsichtigere Anleger, die vielleicht bisher klassische Zinskonten nutzten.

Ein umfangreiches Glossar zu Themen und Begriffen finden Sie auf http://www.flossbachvonstorch.de/de/finanzwissen/glossar/

Die mit dem Flossbach von Storch - Bond Opportunities verbundenen Chancen und Risiken sowie Informationen zu den Kosten entnehmen Sie bitte den Fondsdetails.

Die mit dem Flossbach von Storch - Bond Defensive verbundenen Chancen und Risiken sowie Informationen zu den Kosten entnehmen Sie bitte den Fondsdetails.

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