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Können Anleger von Künstlicher Intelligenz profitieren?

Nicht zuletzt, seitdem ChatGPT frei zugänglich für alle ist, begeistert Künstliche Intelligenz die Massen. Ein Grund, warum inzwischen auch viele Finanzdienstleister mit Robo Advisor und Co werben. Doch können Anleger davon wirklich profitieren? 

Wenn man über das Thema Künstliche Intelligenz und Finanzdienstleistungen nachdenkt, schreibt oder spricht, muss man das Thema als erstes auseinandernehmen. Denn es gibt nicht den einen Anwendungsfall, die eine KI, die alles macht: Die Ziele und Bedürfnisse der Anleger erfragen, die dazu passende Anlagestrategie ermitteln, die einzelnen Wertpapiere gründlich analysieren – und schließlich das Portfolio im Blick behalten und mit dem Kunden sprechen, wenn Fragen oder Unsicherheiten aufkommen. Zumindest, wenn Kunden keine Abstriche machen möchten.

Es gibt sicherlich einige Robo Advisor, die die Anlageziele, Bedürfnisse und Erfahrungen von Anlegerinnen und Anlegern abfragen, automatisiert eine Anlagestrategie vorschlagen und ebenfalls automatisiert ein Portfolio aus Indexfonds (ETFs) erstellen. Allerdings handelt sich es dabei nicht um Künstliche Intelligenz, sondern um nicht-selbstlernende Computerprogramme, die auf Wenn-Dann-Konstruktionen und Algorithmen basieren. Anleger müssen in diesem Fall auf zahlreiche Aspekte wie persönliche Betreuung, Fundamentalanalyse der investierten Unternehmen und aktives Portfoliomanagement verzichten.   

KI im Investmentprozess nutzen

Doch selbstverständlich gibt es auch für Anbieter von aktiver Vermögensverwaltung Felder, bei denen Künstliche Intelligenz im Investmentprozess unterstützen kann. „Es liegt in der Verantwortung der Institutionen zu lernen, mit KI-Systemen umzugehen, relevante Anwendungsbereiche zu finden und die Systeme kontinuierlich zu verbessern“, schreibt Philipp Immenkötter, Senior Research Analyst am Flossbach von Storch Research Institute, in einer Studie zum Thema. Doch dabei müssten sie sich der Grenzen ihrer KI-Systeme stets bewusst sein. „KI-Systeme können Informationen generieren, welche die ökonomischen Narrative der Anwender verstärken. Der so entstandene Bestätigungsfehler kann in systematischen Fehlentscheidungen im Anlageprozess enden“, schreibt der Studienautor. Aus diesem Grund gilt es in erster Linie, sich zwar neuen Entwicklungen nicht zu verschließen, aber stets kritisch zu sein. 

Ein Feld, bei dem Künstliche Intelligenz Vermögensverwalter künftig tatkräftig unterstützen kann, ist der Analyseprozess. Denn insbesondere bei Vermögensverwaltern, deren Anlagestrategie auf der Fundamentalanalyse basiert, ist der Analyseprozess sehr aufwendig. „Eine der größten Herausforderungen für Analysten und Portfoliomanager ist die gigantische Informationsflut, der sie ausgesetzt sind. Weit mehr als die Hälfte der eigenen Arbeitszeit verbringt man damit, Informationen zu suchen, zu aggregieren und zu interpretieren“, schreibt Immenkötter in einer weiteren Studie

Künstliche Intelligenz kann Analysten viel Arbeit ersparen

Beim Durchforsten von Zahlen, Daten und Fakten und bei Fragestellungen, die sich auf bisherige Aussagen und Publikationen beziehen, kann Künstliche Intelligenz Analysten viel Arbeit abnehmen. Doch die Entwicklung eines entsprechenden Systems ist aufwendig und zeitintensiv. Bis die Systeme den Analysten wirklich Arbeit abnehmen können, wird wohl noch einige Zeit verstreichen.

Auch Preisvorhersagen und Portfoliozusammenstellungen werden bereits von einigen Anbietern mithilfe von Machine-Learning-Systemen erprobt. Doch für langfristige Prognosen oder Portfoliozusammenstellungen, die über einen langen Zeitraum hinweg eine hohe Rendite versprechen, seien diese Systeme noch nicht geeignet, schreibt Sven Ebert, Senior Research Analyst am Flossbach von Storch Research Institute, in einer Studie zum maschinellen Lernen an den Finanzmärkten. Maschinelles Lernen gebe Finanzmarktakteuren zwar ein Werkzeug an die Hand, um Kosten zu senken. „Die Prognose zukünftiger Finanzkennzahlen und der Entwicklung von Sektoren über wenige Tage hinaus, ist bisher aber noch Zukunftsmusik.“

Ein qualitativ hochwertiges Portfolio

Insofern lässt sich festhalten: Die Robo Advisor, die aktuell angeboten werden, haben mit Künstlicher Intelligenz wenig zu tun. Eine digitale Abfrage von Anlagezielen, Bedürfnissen und Erfahrungen kann sehr hilfreich dabei sein, die geeignete Anlagestrategie zu definieren. Doch sie ersetzt nicht den persönlichen Kontakt, die Fundamentalanalyse und die Portfoliozusammenstellung. Wer einen Robo Advisor nutzen möchte, muss Abstriche bei der Qualität der Dienstleistung und auch beim Service machen. Anlegerinnen und Anleger, die sich ein qualitativ hochwertiges Portfolio mit sorgfältig ausgewählten Titeln wünschen, sollten einen Vermögensverwalter wählen, der über ein hauseigenes Investment-Team verfügt. Denn die fundamentale Analyse, die Portfoliozusammenstellung, das Risikomanagement und auch die persönliche Betreuung können aktuell noch nicht durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden. 

Glossar

Verschiedene Fachbegriffe aus der Welt der Finanzen finden Sie in unserem Glossar erklärt.

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„Innovation oder Revolution?“

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde, auch (oder besser: insbesondere) an der Börse. Aktien, die als die großen KI-Profiteure gelten, haben ein Hoch nach dem anderen erklommen, bevor so manche von ihnen Anfang August korrigierten. Was bedeutet das langfristig für Anlegerinnen und Anleger?

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