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FvS Vermögenspreisindex für die Eurozone

- Philipp Immenkötter

H1-2024: Steigende Preise in der Eurozone

Die Preise für das Vermögen privater Haushalte in der Eurozone sind zur Mitte des Jahres 2024 um +2,2 Prozent gegenüber der Vorjahresmitte angestiegen. Nach einem Preisverfall und anschließender Stagnation ist dies der erste Preisanstieg für die Vermögenspreise des Euroraums seit dem Jahr 2022.

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Der Grund für den zwischenzeitlichen Preisverfall lag in der Entwicklung der Leit- und Marktzinsen. Aufgrund der seit dem Jahr 2021 steigenden Verbraucherpreisinflation hat die EZB die Zinsen angehoben, was zu fallenden Preisen für Vermögenswerte führte. Durch die Erwartung fallender Zinsen, die sich im Frühjahr 2024 bildete, stabilisierten sich die Preise für Vermögensgüter in der Eurozone und stiegen schlussendlich wieder an.

Innerhalb der Eurozone gab es unterschiedliche Preisentwicklungen. Während in sieben der zehn betrachteten Länder die Vermögenspreise zulegten, fielen sie in drei Ländern ab. In Deutschland, Frankreich und Finnland fielen noch zur Jahresmitte die Preise für Immobilien, dem wichtigsten Vermögensgut privater Haushalte in der Eurozone, weshalb der gesamte Vermögenspreisindex für diese Länder auch fiel.

In den übrigen sieben betrachteten Ländern (Belgien, Niederlande, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Österreich) konnten sich die privaten Haushalte an einem Anstieg der Vermögenspreise erfreuen. Am stärksten stiegen diese in Griechenland, Spanien und Portugal. Auch hier war die Entwicklung an den Immobilienmärkten prägend.

Was ist der FvS Vermögenspreisindex für die Eurozone?

Der Flossbach von Storch Vermögenspreisindex für die Eurozone misst die Preisentwicklung der Vermögenswerte, die sich im Eigentum privater Haushalte in ausgewählten Ländern der Eurozone befinden (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien). Der Preisindex für die Eurozone und für die einzelnen Länder wird als gewichtete nominale Preisentwicklung des Sachvermögens (Immobilien, Betriebsvermögen, langlebige Konsumgüter sowie Sammel- und Spekulationsgüter) und des Finanzvermögens (Spar- und Sichteinlagen, Aktien, Rentenwerte, sonstiges Finanzvermögen) berechnet. Der im FvS Vermögenspreisindex für die Eurozone integrierte Index für Deutschland weicht auf Grund der Verfügbarkeit von vergleichbaren Daten in der Eurozone von dem FvS Vermögenspreisindex Deutschland ab, der gesondert quartalsweise veröffentlicht wird.

Preise der Sachgüter in der Eurozone

Sachgüter machen mit 82,1% den Großteil des Gesamtvermögens des durchschnittlichen Haushalts der Eurozone aus und prägen die Entwicklung des Gesamtindex entscheidend. Der größte Anteil des Sachgüter und somit auch des Gesamtvermögens der privaten Haushalte entfällt auf Immobilien (67,7%). Der jüngste Preisverfall am europäischen Immobilienmarkt, der nach dem Allzeithoch des Jahres 2022 einsetzte, stoppte zum Ende des ersten Quartals 2024. Zur Jahresmitte stiegen die Preise bereits wieder an und liegen nun knapp unter dem einstigen Allzeithoch. Im Vergleich zur Vorjahresmitte ist bereits ein Preisanstieg für die Immobilien in der Eurozone um +1,2 % zu verzeichnen.

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Die Aussicht auf fallende Zinsen hat die Preise für Rentenpapiere1 der privaten Haushalte der Eurozone stabilisiert. Zuvor waren die Preise durch die aufgekommene Verbraucherpreisinflation deutlich gefallen. Im Vergleich zur Vorjahresmitte wurden Rentenpapiere in der Eurozone um +1,5 % teurer gehandelt. Während die Rentenpapiere von griechischen Emittenten mit +0,4 % den geringsten Preisanstieg erfuhren, verteuerten sich die Rentenpapiere von spanischen Emittenten mit +1,8 % am stärksten.

An den Aktienmärkten der Eurozone stiegen die Preise im Vergleich zur Vorjahresmitte kräftig an. Der Preis für das Aktienvermögen2 der privaten Haushalte der Eurozone legte im 12-Monatsvergleich um +13,9 % zu. Die Erwartung fallender Zinsen ließ die Preise deutlich steigen, obwohl die wirtschaftlichen Wachstumsaussichten weiterhin eingetrübt sind. In Portugal kam es mit +3,5 % zum geringsten Preisanstieg der gehaltenen Aktien, in den Niederlanden +22,4 % zum höchsten.

Der Index für das sonstige Finanzvermögen, welcher über die Preise von Gold und an der Börse gehandelten Rohstoffen gemessen wird, legte um +17,8 % zur Jahresmitte zu. Tragende Kraft war hier der Goldpreis der zur Jahresmitte um +20,5 % höher als zur Vorjahresmitte lag.

Der nominale Wert von Spar- und Sichteinlagen bliebt nach Definition unverändert.

1Das Rentenvermögen der privaten Haushalte eines Landes reflektiert die internationale Aufteilung der Renteninvestitionen in unterschiedlichen Ländern.

2Das Aktienvermögen der privaten Haushalte eines Landes reflektiert die internationale Aufteilung der Aktienanlagen in unterschiedlichen Ländern.

Konsumentenpreise in der Eurozone

Die Konsumentenpreisinflation gemäß des harmonisierten Verbraucherpreisindex in der Eurozone (HVPI) betrug zum Jahresende +2,9 % und lag somit oberhalb der Vermögenspreisinflation. Die Wachstumsdynamik der Konsumentenpreisinflation ließ dabei etwas nach. Mit +4,2 % lag die Konsumentenpreisinflation in Österreich am höchsten und mit +0,6 % in Finnland am geringsten.

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Abbildung 4: Konsumentenpreise (HVPI) in der Eurozone

Text nach Abb. 4

Die Länder der Eurozone im Vergleich

In den Nordländern der Eurozone ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. In den Niederlanden (+7,6 %), Belgien (+3,6 %) und Österreich (+2,1%) wurden zur Jahresmitte im Vergleich zur Vorjahresmitte steigende Vermögenspreise gemessen. Auch in Deutschland und Finnland stiegen die Vermögenspreise in der ersten Jahreshälfte wieder an, auch wenn mit -1,4 % in Deutschland und ‑1,7% in Finnland über 12 Monate noch ein Preisrückgang auf Grund des Preisverfalls der zweiten Jahreshälfte 2023 zu verzeichnen ist. Entscheidend für diese Entwicklung waren die Preise für Immobilien in dem jeweiligen Land.

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In Frankreich (-2,5 %) fielen hingegen die Vermögenspreise innerhalb der vergangenen vier Quartale durchgehend. Der Grund hierfür liegt zum einen an einem weiteren Preisverfall für Immobilienwerte und zum anderen an einem Preisrückgang für Betriebsvermögen, welche unter der schwachen französischen Konjunktur litten.

In allen betrachteten Südländern der Eurozone waren steigende Vermögenspreise zur Jahresmitte im Vergleich zur Vorjahresmitte zu beobachten. Besonders deutlich war der Anstieg in Griechenland mit +10,0 % gefolgt von Spanien +9,0 %, Portugal +7,9 % und Italien +5,1%, obwohl die Zinsen gestiegen sind. Insbesondere kam es zu keinem Preisverfall an den jeweiligen Immobilienmärkten durch den zwischenzeitlichen Zinsanstieg. Dies könnte vor allem daran liegen, dass die Preise für Immobilien sich lange Zeit auf einem im Vergleich zum nördlichen Euroraum niedrigen Niveau befanden und auch während der Niedrigzinsphase weiter fielen. Des Weiteren könnte Kapital, das während der Niedrigzinsphase aus den Südländern in Immobilienmärkten der Nordländer angelegt wurde, dann mit dem höheren Zinsniveau wieder in die Südländer verlagert worden sein.3 In Spanien konnte erst zur Jahresmitte das Preisniveau von vor der Finanzkrise wieder erreicht werden, während die Immobilienpreise in Griechenland zur Jahresmitte 2024 noch knapp unterhalb des Preisniveaus des Jahres 2008 lagen. In Italien kam es seit der Finanzkrise zu keinem nennenswerten Preisanstieg bei Immobilien. Lediglich in Portugal wurden während der Niedrigzinsphase deutlich steigende Preise für Immobilen verzeichnet.

3Exemplarisch zeigt sich für Griechenland ein sehr hoher Kapitalzufluss bei Geschäftsbanken seitens privater Haushalte. Die Herkunft der Gelder ist jedoch nicht eindeutig geklärt und kann auf verschiedene Entwicklungen zurückzuführen sein (Link).

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Methodik und Datenquelle

Der Flossbach von Storch Vermögenspreisindex für die Eurozone umfasst die Länder des südlichen Euroraums Griechenland, Italien, Portugal und Spanien sowie die nördlichen Länder Österreich, Belgien, Finnland, Frankreich, Deutschland und die Niederlande. Für jedes Land wird die Vermögenszusammensetzung eines durchschnittlichen Haushalts auf der Grundlage der "Household Finance and Consumption Survey: Results from the Second Wave" (HFCS, Europäische Zentralbank, Statistics Paper Series No.18, Dezember 2016) berechnet. Das Vermögen eines Haushalts unterteilt sich in Sach- und Finanzvermögen. Das Sachvermögen besteht aus Immobilien, Betriebsvermögen, langlebigen Gebrauchsgütern sowie Sammel- und Spekulationsgüter. Das Finanzvermögen wird in Spar- und Sichteinlagen, Anleihen, Aktien und sonstiges Finanzvermögen unterteilt. Die folgende Tabelle zeigt die Gewichte für den Euroraum sowie für die einzelnen Länder. Investmentfonds, Pensionsfonds und Lebensversicherungen werden in ihre jeweiligen Anlageklassen unterteilt und diesen entsprechend zugeordnet.

Für jede Anlageklasse wird die länderspezifische vierteljährliche Preisänderung berechnet. Es werden ausschließlich Preise und keine Bewertungsindikatoren verwendet. Ebenso werden Erträge aus den Vermögenswerten wie Zinsen, Dividenden oder Mietrenditen ausgeschlossen. Für Sachvermögen, wie z.B. Immobilien oder Gebrauchsgüter, werden qualitätsbereinigte Daten verwendet. So entsprechen die Vermögenspreisindizes konzeptionell den Verbraucherpreisindizes.

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Der Index wird als Laspeyres-Preisindex berechnet. Alle Zeitreihen sind im Jahr 2014 auf 100 indexiert, welches mit dem Jahr übereinstimmt, auf das sich die Ergebnisse des HFCS beziehen. Für Zeitreihen, die täglich oder wöchentlich verfügbar sind, basiert der vierteljährliche Indexwert auf dem Durchschnittspreis innerhalb des letzten Monats des Quartals. Bei monatlichen Zeitreihen bestimmt der letzte Monatswert des Quartals den Indexwert.

Immobilienpreise werden mit Hilfe von Zeitreihen gemessen, die von Eurostat, den nationalen statistischen Ämtern und Oxford Economics bereitgestellt werden. Das Betriebsvermögen wird anhand der von ThomsonReuters zur Verfügung gestellten länderspezifischen MSCI Small Cap Preisindizes gemessen. Die Preisentwicklung von langlebigen Gebrauchsgütern wird über die HICP-Zeitreihen für das jeweilige Land von Eurostat erfasst.

Die Preisreihe für Sammel- und Spekulationsgüter besteht aus den vier repräsentativen Unterkategorien Schmuck, Kunst, edle Weine und historische Automobile. Während die Schmuckpreise mit Hilfe der jeweiligen nationalen oder HICP-Zeitreihen gemessen werden, bestehen die drei anderen Kategorien aus denselben Preisreihen für jedes Land. Der All Art Index von Art Market Research Developments gibt Auskunft über die Preiseentwicklung von Kunstobjekte wie Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien und Drucke. Der Liv-ex Fine Wine 100 von Liv-ex Ltd. erfasst die Preise für edle Weine und der HAGI Top Index der Historic Automobile Group International misst die Preisentwicklung von historischen Fahrzeugen.

Die geografische Verteilung von Aktien- und Rentenanlagen wird mit Hilfe der Coordinated Portfolio Investment Survey (CPIS) des Internationalen Währungsfonds (IWF) erfasst. Die Kursentwicklung der daraus resultierenden Anlagen wird mit Hilfe von Bloomberg-Barclays-Anleihenpreisindizes und MSCI-Aktienpreisindizes gemessen. Das sonstige Finanzvermögen wird mit Hilfe des London Bullion Goldpreises und des ThomsonReuters Continuous Commodity Index bewertet.

Verbraucherpreise (HICP) werden durch Macrobond bereitgestellt und mittels der X13-ARMINA SEATS Methode saisonbereinigt.

Die Quartalswerte des Vermögenspreisindex für die Eurozone werden halbjährlich veröffentlicht.

Die Methodik des Flossbach von Storch Vermögenspreisindex für die Eurozone unterscheidet sich aufgrund der Datenverfügbarkeit leicht vom Flossbach von Storch Vermögenspreisindex für Deutschland, der vierteljährlich separat veröffentlicht wird.

Datenquellen

Art Market Research Developments Ltd.
Barclays
Eurostat
European Central Bank (ECB)
Oxford Economics
HAGI (Historic Automobile Group)
International Monetary Fund (IMF)
Liv-ex Ltd.
Macrobond
MSCI
ThomsonReuters

Glossar

Verschiedene Fachbegriffe aus der Welt der Finanzen finden Sie in unserem Glossar erklärt.

Die neuste Ausgabe der Position

„Welt in Unordnung“

Als langfristig denkende Investoren sind wir vorsichtig mit Superlativen. Und doch würden wir dem Jahrgang 2024 das Attribut „außergewöhnlich“ geben. Außergewöhnlich in vielerlei Hinsicht.
Im Fokus standen vor allem die USA. Die Wahl des neuen, alten Präsidenten. Oder der unerschütterliche Boom bei den großen Tech-Aktien. Nie war deren Gewicht in den internationalen Aktienindizes so groß wie in diesen Tagen. Geht die Rally weiter?
Die Erwartungen sind sehr hoch – möglicherweise zu hoch.
Insofern ist die Prognose, dass auch 2025 ein „außergewöhnlicher“ Jahrgang werden könnte, nicht allzu gewagt.

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