Am 30.10. ist Weltspartag. Für viele ein nostalgisches Datum, an dem Banken junge Kunden in die Filialen bitten. Doch in diesem Jahr gibt es angesichts der anhaltenden Nullzinsen wenig zu feiern.
Es war einmal am Weltspartag. Der kleine Thomas brauchte beide Arme, um sein Sparschwein auf den Schalter zu hieven. Fast jede Woche hatte er dreißig Pfennig von seinem Taschengeld abgezweigt. Opa hatte ihm einen Zehn-Mark-Schein zugesteckt und die Eltern ein blitzblankes Mark-Stück. Der Mann hinter dem Schalter schmunzelte. Dann strich er den Geldschein glatt und schüttete die Münzen in die Zählmaschine. Das Ergebnis: 38,75 DM. Hinzu kamen 1,50 DM Zinsen auf das Guthaben vom vergangenen Jahr. So kamen mehr als 40 Mark zusammen, die flott im Sparbuch gutgeschrieben wurden. Auch ein Sparschwein, mit dem man auch noch spielen konnte, wechselte den Besitzer. Jeder, der so etwas erlebt hat, erfährt: Sparen lohnt sich!
Doch die Zeiten ändern sich. Inzwischen stehen deutlich weniger Filialen der Geldhäuser bereit, Bankgeschäfte werden oft nur noch im Internet erledigt. Die Zinsgutschriften fallen weniger feierlich und vor allem deutlich bescheidener aus, bei immer mehr Konten fallen sogar Strafzinsen auf Guthaben an. Unverdrossen begehen dennoch auch in diesem Jahr viele Geldinstitute den Weltspartag, mit Prämien und Angeboten, Bilderbüchern und Sparschweinchen.
Und angesichts eines negativen Einlagezinses auf Bankeinlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) von minus 0,5 Prozent ist es eine gute Nachricht, dass Kinderkonten immer noch durchweg positiv rentieren. Denn so lernt auch die nächste Generation, dass derjenige, der regelmäßig Geld zurücklegt, sich irgendwann ein neues Fahrrad kaufen kann. Auch wenn es mangels Zinsen dann vielleicht nicht mehr für den Rückspiegel als Extra reicht.
Doch wer seinen Kindern etwas Gutes tun möchte, sollte sie fürs Leben lernen lassen, die Jugend auf Realitäten vorbereiten, auch wenn diese nicht immer erfreulich sind. Dazu zählt: Beim Sparbuch ist nur noch sicher, dass das eingezahlte Geld ohne Zinsen real an Wert verliert, sobald die Inflation wieder steigt. Wer daher für Kinder oder Enkelkinder langfristig sparen möchte, braucht rentierlichere Sparformen als Zinskonten.
Wenn ein Sparer in 20 Jahren Monat für Monat 100 Euro zurücklegen würde, die sich nicht verzinsen und deren Kaufkraft jedes Jahr durch die Inflation um zwei Prozent gemindert würden, hätte er am Ende 24.000 Euro einbezahlt. Real kämen aber nur 19.801 Euro Kaufkraft heraus. Ein sicherer Wertverlust also.
Doch den Effekt der Inflation in einem Umfeld von dauerhaften Null- und Minuszinsen haben offenbar viele Sparer noch nicht realisiert. Wie ließe es sich sonst erklären, dass nach Angaben der Bundesbank gut 36 Prozent des Geldvermögens der Deutschen in unverzinsten Bankeinlagen, wie etwa auf Giro- oder Tagesgeldkonten „investiert“ sind. Ob sich daran auf Sicht etwas ändert, wird sich zeigen. In den vergangenen Jahren stieg das Guthaben jedenfalls rasant: Im Jahr 2017 lagen 2,1 Billionen Euro auf solchen Konten, zuletzt waren es mehr als etwa 2,4 Billionen Euro.
Der Schaden für Sparer ist immens. Bei einem Zins von null Prozent per annum und einer Inflation von zwei Prozent pro Jahr hätten diese Guthaben von rund 2,4 Billionen Euro in zwanzig Jahren nur noch eine Kaufkraft von etwa 1,6 Billionen Euro (was einem realen Minus von rund 800 Milliarden Euro entspricht).
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