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Geldanlage
4 Minuten

Erst die Rally, dann die Korrektur?

- Dr. Bert Flossbach

Das Jahr 2024 war außergewöhnlich – und das nicht nur an den Finanzmärkten. Wie sich Aktien, Anleihen und Gold entwickelten und was Anleger und Anlegerinnen nächstes Jahr erwartet.

2024 war ein Jahr großer politischer und geopolitischer Umbrüche. In Europa stürzen die Regierungen in Frankreich und Deutschland. Donald Trump wird mit großer Mehrheit erneut zum Präsidenten der USA gewählt. Der „wind of change“ wirkt sich auch auf andere Regionen aus.

Im Nahen Osten verlieren die iranischen Mullahs durch die Schwächung der Hamas und Hisbollah sowie den Sturz des Assad-Regimes gleich in drei Regionen an Einfluss und Macht. Wladimir Putin läuft die Zeit davon. Er braucht Geländegewinne, um seine Verhandlungsposition gegenüber Trump zu verbessern und setzt nordkoreanische Soldaten im Krieg gegen die Ukraine ein.

Auch Xi Jinping wird nervös. Chinesische Volkswirte, die die offiziellen Wachstumsraten von fast fünf Prozent anzweifeln, werden aus dem Verkehr gezogen. Chinas Wirtschaft steckt in einer Krise, da ist ein Handelskonflikt mit den USA das letzte, was Xi brauchen kann.

Das gilt auch für Europa. Europäische Politiker, die sich im Sommer noch offen gegen Trump ausgesprochen haben, rudern plötzlich zurück.

Wie lief es 2024 für Aktien?

Trotz aller Turbulenzen war 2024 ein unerwartet gutes Anlagejahr, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Notenbanken die Zinsen weitaus weniger stark gesenkt haben, als vor Jahresfrist allgemein erwartet wurde. Vor diesem Hintergrund ist die starke Wertentwicklung (Performance) von Gold und Aktien bemerkenswert.

Die robuste US-Konjunktur und der KI-Boom kompensierten die schwache Konjunkturentwicklung in den anderen Regionen der Welt und verhalfen US-Aktien im vergangenen Jahr zu einem Plus von rund 25 Prozent (S&P 500, inklusive Dividenden). Die größten Profiteure waren erneut die Schwergewichte aus dem Technologiesektor, die maßgeblich für das herausragende US-Börsenjahr verantwortlich waren.

Davon profitierte auch der MSCI World Index, der zu über 70 Prozent aus US-Aktien besteht und auch dank des starken US-Dollar ein Plus von 26,6 Prozent (in Euro gerechnet) schaffte. Im Vergleich dazu war die Entwicklung europäischer Aktien eher bescheiden. Der STOXX Europe 600 kam inklusive Dividenden auf ein Plus von knapp 9 Prozent.

Wie performte Gold?

Fast schon irritierend stark entwickelte sich der Goldpreis, der im Oktober ein Rekordhoch von fast 2.800 Dollar je Feinunze erreichte. Am Jahresende waren es immerhin noch 2.624 Dollar, was einen Anstieg von 27 Prozent bedeutet. In Euro sieht die Bilanz mit einem Gewinn von knapp 36 Prozent noch besser aus.

Der starke Goldpreisanstieg ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Investmentnachfrage negativ war. Weltweit fiel das von Gold-ETFs gehaltene Volumen um 86 Tonnen. Dagegen haben die Notenbanken ihre Goldbestände weiter aufgebaut und allein in den ersten drei Quartalen weitere 694 Tonnen in ihre Tresore gelegt.

Das allein dürfte aber nicht ausgereicht haben, um den Goldpreis derart in die Höhe zu treiben. Es muss also weitere Käufe gegeben haben, die nicht in den offiziellen Statistiken erfasst wurden.

Die wichtigste Nachfragequelle dürfte China sein. Für die chinesische Regierung ist Gold angesichts der geopolitischen Entwicklungen sicherer als Anlagen in US-Staatsanleihen. Auch chinesische Privatanleger suchen einen sicheren Hafen, zumal die Anlagealternativen wenig attraktiv erscheinen. Das Zinsniveau in China befindet sich auf einem Rekordtief von weniger als zwei Prozent, Immobilien sind keine sichere Anlage mehr, und der Aktienmarkt gleicht einer Berg- und Talfahrt. Da glänzen ein paar Unzen oder Kilo Gold in einem ganz anderen Licht.

Anleihen-Rückblick 2024

Für Anleihen war 2024 ein magerer Jahrgang. Die Renditen starteten auf niedrigem Niveau in das Jahr. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten bei nur noch zwei Prozent und andere Staatsanleihen der Eurozone sowie Unternehmensanleihen guter Bonität brachten bei einer Laufzeit von etwa zehn Jahren bestenfalls etwas mehr als drei Prozent.

In den letzten Wochen des Jahres kam es weltweit zu einem deutlichen Anstieg der Renditen, was bei den ausstehenden Anleihen zu entsprechenden Kursverlusten geführt hat. Insgesamt ergab sich für Anleihen guter Bonität ein Gesamtertrag von bescheidenen 1,7 Prozent (Bloomberg Global Aggregate Index).

Bei deutschen Bundesanleihen waren es, gemessen am REXP-Index, sogar nur 1,1 Prozent. Deutlich schlechter schnitten britische und US-Staatsanleihen ab, wo die Sorge vor einem weiteren Anstieg der Staatsverschuldung zu einem Renditeanstieg zehnjähriger Staatspapiere auf 4,6 Prozent führte. Dies ist fast ein Prozentpunkt mehr als im September, was für Inhaber bereits ausstehender Anleihen zu Kursverlusten geführt hat, die höher waren als der Zinsertrag.

Was kommt 2025?

Damit dem zweiten herausragenden Börsenjahr ein drittes folgen kann, muss sich das „Goldlöckchen-Szenario“ mit ordentlichem Wirtschaftswachstum, deutlich steigenden Unternehmensgewinnen, rückläufiger Inflation und fallenden Leitzinsen fortsetzen.

Das Enttäuschungspotenzial ist gestiegen, eine Marktkorrektur zu timen fällt aber schwer – und wer weiß, was Donald Trump noch so alles einfällt.

Der Bondmarkt hebt schon mal warnend den Finger und droht unfinanzierbare Ausgabenpläne zu bestrafen. Die Renditen von US-Staatsanleihen bewegen sich auf die Fünf-Prozent-Marke zu.

Das ist auch im Verhältnis zu Aktien wieder attraktiv, sofern man einen starken Inflationsanstieg ausschließt. Bei Aktien dürfte es sich nach langer Zeit wieder lohnen, nach unterbewerteten Titeln Ausschau zu halten, die zuletzt im Schatten der Indexschwergewichte standen. Anders ausgedrückt: Das gute alte „Stockpicking“ könnte eine Renaissance erfahren.

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