Wer sich ein wenig mit der optimalen Aufteilung von Anlageklassen in einem Portfolio auseinandersetzt, stößt schnell auf die Faustregel: 100 minus Lebensalter gleich optimale Aktienquote. Ein 30-Jähriger würde sich demnach optimalerweise für eine Aktienquote von 70 Prozent, ein 60-Jähriger für eine Aktienquote von 40 Prozent entscheiden. So weit, so gut. Aber können sich Anleger wirklich nach dieser Regel richten?
„Jede Jeck ist anders“, lautet ein Kölsches Grundgesetz. Und so ist es ja tatsächlich. Der oben genannten Faustregel liegt die Annahme zugrunde, dass jüngere Menschen sehr viel mehr Zeit für den Vermögensaufbau haben – und deswegen Wertschwankungen, die Investitionen in Aktien mit sich bringen, aussitzen können. Doch der 30-Jährige möchte vielleicht innerhalb der kommenden Jahre auf sein Vermögen zugreifen – etwa, weil er eine Immobilie erwerben möchte. Und der 60-jährige hat seine Immobilie vielleicht schon längst abbezahlt, gut vorgesorgt und benötigt das angelegte Vermögen in absehbarer Zeit gar nicht. Er möchte es weiter wachstumsorientiert anlegen, um es irgendwann zu vererben.
Wichtige Begriffe bei der Geldanlage:
Die Beispiele zeigen: Bei der Asset-Allokation, also der Aufteilung der Anlageklassen, sollte immer die individuelle Situation von Anlegerinnen und Anlegern betrachtet werden. Faustregeln helfen nur bedingt weiter.
Folgende Fragen sollten Anlegerinnen und Anleger sich stellen, bevor Sie ihr Geld anlegen:
Die Bedürfnisse und Anlageziele von Anlegern sind sehr unterschiedlich. Während einige den reinen Werterhalt anstreben, möchten andere darüber hinaus Renditen erwirtschaften und ihr Vermögen langfristig mehren. Dafür nehmen sie Wertschwankungen in Kauf. Nach der Ausprägung der Bedürfnisse und Anlageziele richtet sich die Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen, also die individuelle Anlagestrategie. Anleger, die ihr Vermögen langfristig mehren möchten und Wertschwankungen gut aushalten können, entscheiden sich im besten Fall für eine Anlagestrategie mit einem etwas höheren Anteil an Aktien. Allerdings gehen mit Investitionen in Aktien immer auch Wertschwankungen einher. Sicherheitsorientierte Anleger fühlen sich mit einem höheren Anteil an Anleihen, Gold und Liquidität womöglich wohler.
Doch selbstverständlich gibt es nicht nur ein Entweder-oder, sondern viele Abstufungen dazwischen. Experten können diese mit einer klug gewichteten Anlagestrategie sehr gut abbilden.
Ohne Erträge verliert ein Vermögen über die Jahre an Wert. Denn durch die Inflation steigen die Preise für Güter und Dienstleistungen kontinuierlich an. Wer heute beispielsweise 200.000 Euro auf das Sparbuch legt, wird sich in 20 Jahren deutlich weniger davon leisten können. Das Vermögen verliert an Kaufkraft. Indem Anleger in qualitativ hochwertige Unternehmen mit aussichtsreichen Geschäftsmodellen investieren und somit quasi von Preissteigerungen profitieren, können sie ihr Vermögen erhalten und bestenfalls mehren. Doch die Wirtschaftslage von Unternehmen kann sich stetig verändern – ursächlich können etwa politischen Ereignisse, Krisen oder sogar Kriege sein. Auch die Aktienkurse von sehr robusten Unternehmen können in solchen Phasen schwanken. Das müssen Anleger aushalten können.
Indem sie ihr Portfolio diversifizieren, also das Vermögen nicht nur in Aktien verschiedener Branchen und Regionen, sondern auch in Anlageklassen wie Anleihen und Gold investieren, können Anleger die Wertschwankungen abmildern.
Wer mit Investitionen in Aktien ein Vermögen aufbauen möchte, sollte generell einen langfristen Anlagehorizont mitbringen. Wetten auf (kurzfristige) Hype-Themen sind wenig erfolgversprechend und nicht selten ein Glücksspiel. Anleger, die ihr Vermögen in absehbarer Zeit benötigen und Wertschwankungen nicht aussitzen können, sollten eine weniger hohe Aktienquote wählen. Ihre Anlagestrategie planen und anpassen können auch Anleger, die genau wissen, dass sie ihr Vermögen in beispielsweise 15 Jahren benötigen. Sie können mit einer etwas höheren Aktienquote starten und einige Jahre vor der Auszahlung damit beginnen, den Aktienanteil und somit auch die Wertschwankungen schrittweise zu reduzieren.
Dass sich die Gewichtung der Anlageklassen in einem Portfolio stetig verändert, liegt in der Natur der Sache. Wenn sich beispielsweise Aktien besser entwickeln als Anleihen oder Gold, nimmt ihr prozentualer Anteil im Portfolio zu. Doch viele Anleger möchten an der ursprünglichen Gewichtung, beispielsweise maximal 60 Prozent Aktien, festhalten. Diejenigen, die selbst in ETFs oder gar Einzeltitel investieren, müssen sich regelmäßig um den Ausgleich, das so genannte Rebalancing kümmern. Wer über ein aktiv gemanagtes Portfolio verfügt, oder in eine aktiv gemanagte Anlagestrategie investiert, muss sich über das Rebalancing in der Regel keine Gedanken machen, weil das die Portfoliomanager erledigen.
Faustregeln helfen bei der Asset-Allokation in der Regel nicht weiter. Zu unterschiedlich sind die unterschiedlichen Lebensphasen, die Anlageziele und die Bedürfnisse von Anlegerinnen und Anlegern. Wichtig ist es, die Anlagestrategie mit Bedacht zu wählen. Denn nur wer diese auch langfristig durchhält, kann erfolgreich sein. Häufige Wechsel der Anlagestrategie verursachen Transaktionskosten und schmälern die Rendite. Wie hoch wären der Anteil der jeweiligen Anlageklassen in Ihrem Portfolio?
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